Mittelpaläolithisches Artefakt
Mit einem geschätzten Alter von rund 50.000 Jahren ist dieser Halbkeil nicht nur das bei weitem älteste steinzeitliche Exponat des Heimatmuseums. Er stammt auch aus einer Ära, die deutlich vor der letzten Vergletscherung Norddeutschlands gegen Ende der Weichsel-Kaltzeit liegt. Als er das letzte Mal benutzt wurde, streiften noch die Neandertaler durch die europäische Steppenlandschaft.
Artefakte aus dieser Zeit sind in Schleswig-Holstein äußerst selten. Entsprechend kontrovers wurde unter Forschern lange diskutiert, ob Neandertaler überhaupt jemals die Elbe in Richtung Norden überschritten haben. Mittlerweile gilt dies jedoch insbesondere aufgrund von Funden in Schalkholz (Dithmarschen) und Drelsdorf (Nordfriesland) als unstrittig.
Den Oldesloer Halbkeil fand man Ende der 1950er Jahre bei Ausschachtungsarbeiten für das neue Klärwerk im Anna-Heitmann-Weg etwa 10 Meter tief in einem tonigen Sediment eingelagert. Benutzt worden ist er vermutlich als Schaber.
Halbkeile stellen eine Übergangsform von Geröllgerät zu Faustkeil dar. Während sie im Umriss bereits die typische Faustkeilform aufweisen, sind sie anders als diese nur auf der Oberseite flächig retuschiert. Die Unterseite ist dagegen allenfalls sehr grob gearbeitet.
Im europäischen Vergleich ist unser Halbkeil übrigens trotz seines hohen Alters noch ein echter „Youngtimer“. Im mediterranen Raum sind Faustkeile bereits für die Zeit vor etwa 900.000 Jahren belegt, nördlich der Alpen immerhin bereits vor etwa 600.000 Jahren. ma