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Verkaufskiste der Marke Bölck

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Verkaufskiste der Marke Bölck. Foto: Matthias Adrion.

Vom hausierenden Krämer zum Gutsbesitzer und Millionär: Die Geschichte des Friedrich Bölck liest sich wie die klassische Vorlage zu einem Hollywood-Film. In kürzester Zeit schaffte es der Oldesloer Geschäftsmann Anfang der 1920er Jahre, seinen bis dahin unbedeutenden Landhandel mit Eiern und Margarine zu einem deutschlandweit agierenden Großunternehmen auszubauen. Statt wie ehedem selbst mit dem Tragekorb in der Hand die örtliche Kundschaft zu beliefern, verfügte Bölck 1924 bereits über mehr als 68 Verteilerstellen in allen größeren deutschen Städten. Bald sollten es weit mehr als tausend sein.

Bölcks wirtschaftlicher Erfolg lag zum Teil in einem von ihm entwickelten Rabattmarkensystem begründet. Mindestens ebenso wichtig war jedoch sein offensiver Direktvertrieb und sein konsequent betriebenes Marketing. Überall im Land konnte man ab Mitte der zwanziger Jahre seine Verkäufer sehen, die mit dem Handwagen durch die Straßen zogen und ihre Produkte unter Ausschaltung des Zwischenhandels direkt an der Haustür anboten. Unverkennbares Markenzeichen waren dabei die mit blau-weiß-rotem Anstrich versehenen Verkaufskisten, von denen einige im Heimatmuseum erhalten sind.

Bölcks Handel mit Margarine, Fleischwaren, Käse, Tee, Kaffee und weiteren Nahrungsmitteln warf bald derart hohe Gewinne ab, dass er zahlreiche Güter rund um Bad Oldesloe erwerben konnte. So wohnte Bölck ab 1933 unter anderem für mehrere Jahre im Grabauer Herrenhaus. Auch die Güter Basthorst, Wulmenau, Borstel und Trenthorst befanden sich zeitweise in seinem Besitz.

Der Abstieg des Bölck-Imperiums verlief indes ähnlich schnell wie dessen kometenhafter Aufstieg: Als 1937 von den Nationalsozialisten das Hausiergewerbe drastisch eingeschränkt wurde, brach über Nacht die wirtschaftliche Grundlage der „Marke Bölck“ weg. Bölck sah sich gezwungen, sein Unternehmen für eine monatliche Leibrente von 10.000 Mark zu verkaufen, und zog sich vollständig aus dem Berufsleben zurück. Er starb 1940 im Alter von 63 Jahren auf der Rückfahrt von einer Angelpartie bei einem Verkehrsunfall. ma