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Oberlicht eines alten Stadthauses

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Oberlicht der früheren Eingangstür zum Haus Hindenburgstraße 54. Foto: Matthias Adrion.

1968 verändert sich was im Bad Oldesloer Stadtbild. Nach mehr als 100 Jahren muss das altehrwürdige Haus in der Hindenburgstraße 54 dem Neubau der Commerzbank weichen. Das örtliche Wochenblatt „Markt“ zeigt sich in seiner Berichterstattung begeistert. Modern, zweckmäßig, sachlich präsentiere sich der nun realisierte Entwurf des Architekten Erich Heider. Ein Bild der Baugrube untertitelt man euphorisch: „Große Taten werfen ihre Schatten voraus.“ Lobend wird auch erwähnt, dass der vierstöckige Rohbau in kaum mehr als drei Monaten fertiggestellt worden sei.

Weniger gut kommt der Vorgänger weg: „Ein Haus im verstaubten, unzweckmäßigen Stil“ lautet das abschätzige Urteil über die ehemalige Bäckerei. Die wollte mit ihrer dezent verzierten Klinkerfassade, den hölzernen Sprossenfenstern und der schmucken Eingangstür so gar nicht mehr in den Zeitgeist der 60er Jahre passen.

Dass heute überhaupt noch etwas von dem alten Gebäude erhalten ist, verdanken wir dem Oldesloer Kirchenmusikdirektor Richard von Busch und dessen Frau Anna-Maria. Die beiden werden Zeuge des Abbruchs und retten zumindest das filigrane Oberlichtfenster über dem Eingang. Viele Jahre ziert es zunächst das Wohnzimmer des Ehepaars und lagert dann lange auf dem Dachboden. Als der Haushalt Anfang 2025 aufgelöst wird, überlässt der Sohn Jan von Busch es dem Heimatmuseum.

Hier erinnert es fortan stellvertretend an all das, was Bad Oldesloe seit Ende des Zweiten Weltkriegs an alter Substanz eingebüßt hat. Denn abgerissen wird leider nach wie vor vieles, das man auch hätte erhalten können. Eines der jüngeren Opfer der Stadtentwicklung: die ehemalige Winter'sche höhere Töchterschule in der Königstraße, Hausnummer 21. Anfang des 19. Jahrhunderts als großbürgerliches Wohnhaus erbaut, galt das imposante Gebäude noch bis Ende der 2010er Jahre als Baudenkmal. Gerettet hat es das nicht. Heute steht an gleicher Stelle ein gesichtsloser Neubau. ma